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Wenn die Liebe auf die Probe gestellt wird: Strategien für schwierige Zeiten in der Partnerschaft!

m Beziehungsalltag erleben wir stets Gefühlsausbrüche in verschiedenste Richtungen. Mal könnten wir platzen vor Liebe, Freude und Dankbarkeit. In einem anderen Moment jedoch fragen
wir uns, wieso wir uns überhaupt auf eine Beziehung mit unserem Partner (immer m/w/d) eingelassen haben und ob es eine gemeinsame Zukunft für uns gibt. Unsere Liebe wird permanent auf die Probe gestellt: von den Widrigkeiten des Lebens und von uns selbst. Doch wie können wir Seite an Seite stürmische Zeiten durchstehen?

Wir alle kennen diese Liebesfilme, in denen die Emotionen der beiden Hauptprotagonisten förmlich übersprudeln. Sie idealisieren sich gegenseitig und geizen nicht mit entsprechenden Komplimenten und Liebesbekundungen füreinander. Große romantische Gesten lassen auch nicht lange auf sich warten. Doch, was ist denn das?

Urplötzlich ziehen Gewitterwolken am Liebeshimmel auf und beide Partner verstricken sich in unschöne Konfliktsituationen. Nach einigen mehr oder weniger dramatischen Szenen finden sie jedoch wieder zusammen. Wir erleben mit einem Kloß im Hals und Tränen der Rührung in den Augen die (meist völlig übertriebene) romantische Schlussszene. Das verliebte Paar reitet gemeinsam in den Sonnenuntergang und wieder einmal schwingt der Satz „Und sie lebten glücklich miteinander bis an ihr Lebensende“ mit. Danach beginnt der Filmabspann.

Leider legen diese Filme nicht selten bei jungen Menschen den Grundstein für eine völlig falsche Vorstellung darüber, wie reife Paarbeziehungen wirklich funktionieren. Sie gewinnen den Eindruck, dass es wichtig sei, einander zu überidealisieren, Gefühlschaos und Drama normal wären und möglicherweise sogar die Bindung durch das dadurch entfachte „Feuer der Leidenschaft“ gestärkt werden würde. Aber sie lernen dadurch nicht, erwachsen und reif mit Konfliktsituationen umzugehen. Weiterhin wird ihnen vorgegaukelt, eine Beziehung diene dazu, selbstsüchtig eigene Bedürfnisse von seinem Partner befriedigt zu bekommen, und wenn dieser nicht spurt, ihn durch ein künstlich erzeugtes Drama emotional so manipulieren zu können, dass er schließlich doch nachgibt.

Wir leben in einer Zeit, die von Schnelllebigkeit, Oberflächlichkeit und Unverbindlichkeit geprägt ist – und das in allen möglichen Lebensbereichen. Dass dies sich mitunter auch negativ auf Partnerschaften auswirkt, erkennen wir z. B. an den seit Jahren ansteigenden Scheidungsquoten.

Wir sind zu einer Wegwerfgesellschaft mutiert, was sich ebenso auf unseren Umgang mit unseren Mitmenschen auswirkt. Im Rahmen des Onlinedatings wird uns der Eindruck vermittelt, wir könnten hier unseren „Traumpartner online shoppen“. Seitenweise scrollen wir uns durch die unterschiedlichsten Profile und vergessen dabei, dass hinter jedem Profil ein Mensch mit einer persönlichen Geschichte, eigenen Gedanken und Gefühlen steckt.

Durch die große Auswahl an Profilen werden wir jedoch blind für diese Tatsache und stumpfen gewissermaßen innerlich ab. Passen uns an einem potenziellen Partner dort ein oder zwei Aspekte nicht, kein Problem! Schließlich haben wir doch eine unfassbar große Auswahl. Wozu sollten wir also Kompromisse eingehen?

Bedauerlicherweise überträgt sich unsere Denk- und Verhaltensweise aus diesem Bereich nicht selten auch auf den Umgang mit unserem Partner, sobald wir einen solchen gefunden haben. Wir gehen mit falschen Erwartungen an unsere Beziehung heran. Zwar genießen wir die Verliebtheitsphase, erwarten aber, dass dies der Dauerzustand unserer Beziehung zu sein und zu bleiben hat. Häufig ist uns nicht bewusst, dass eine Beziehung verschiedene Phasen durchläuft, weshalb wir – nachdem wir von unserer rosaroten Wolke geplumpst sind – oft voreilig bei den ersten auftauchenden Herausforderungen die Beziehung beenden.

Auch hier greift wieder das bereits erwähnte Problem unserer oberflächlichen Wegwerfgesellschaft. Wir glauben, es sei einfacher, uns einen neuen Partner zu suchen, damit wir dann mit ihm endlich glücklich werden können.

Dass nach dem Ablauf der Verliebtheitsphase dort gleichermaßen partnerschaftliche Herausforderungen auf uns warten, blenden wir lieber aus. Ebenso vergessen wir gern den Aspekt, dass wir uns selbst in jede Beziehung mitnehmen.

Es erscheint uns angenehmer, die Schuld für unsere Verletzungen und Enttäuschungen in unserem Partner zu suchen, anstatt uns selbst damit zu befassen, warum uns bestimmte seiner Verhaltensweisen emotional triggern. Vielleicht durchlaufen wir jahrelang mehrere Beziehungen mit immer derselben Erwartungshaltung: nämlich, einen Partner zu finden, der uns nicht verletzt und mit dem wir uns nie bis selten streiten. Irgendwann erleben wir im Glücksfall jedoch einen wachen Aha-Moment. Dann wird uns bewusst, dass es das Engagement von uns selbst und unserem Partner benötigt, um uns miteinander den Weg in eine stabile, harmonische und liebevolle Partnerschaft zu ebnen.

Andernfalls werden wir eine Beziehung nach der nächsten führen und niemals irgendwo ankommen. Auf die Dauer ist dies viel anstrengender, schädlicher und zermürbender, als gemeinsam mit einem Partner an den Herausforderungen der Beziehung und des Alltags zu arbeiten und sich miteinander persönlich weiterzuentwickeln.

Haben wir diese Tatsache erkannt, können wir gleichermaßen akzeptieren, dass eine Partnerschaft mehrere Phasen durchläuft und es nicht nur die Verliebtheitsphase gibt, wie es uns in den Liebesfilmen und -romanen vorgegaukelt wird. Nach der Verliebtheitsphase – die meist nach etwa zwei Jahren endet – durchläuft das Paar gemeinsam eine Phase, in der beide die Ecken und Kanten des jeweils anderen bewusst erkennen. Werden diese in der Verliebtheitsphase oftmals ausgeblendet, so scheinen beide Partner diese Aspekte nun mit einer Art Vergrößerungsspiegel wahrzunehmen. Plötzlich entstehen Situationen, in denen Ärger, Trauer und Enttäuschung auftreten.

Damit die Beziehung nicht wieder an diesem Punkt scheitert, bedarf es mehrerer Faktoren. Es ist sehr wichtig und hilfreich, wenn beide Partner sich ihren eigenen (destruktiven) Denk- und Verhaltensmustern, unbewussten Glaubenssätzen, Prägungen durch die Eltern und ihrer Traumata bewusst werden und sich damit auseinandersetzen. Häufig ist es angeraten, dies mit der Unterstützung eines Therapeuten oder Psychologischen Beraters zu tun. Es kann mitunter zwar schmerzhaft sein, sich mit diesen Dingen auseinanderzusetzen, jedoch birgt dies eine enorme Chance zur persönlichen Entwicklung. Auch im Sinne der Psychohygiene ist es gesund, sich von altem emotionalen Ballast zu lösen und befreiter durch das Leben zu gehen.

In der zweiten Beziehungsphase liegt enormes Wachstumspotenzial für beide Partner verborgen. Eine weitere Voraussetzung, um diese herausfordernde zweite Beziehungsphase zu überstehen, liegt darin eine gemeinsame „Streitkultur“ zu finden.

Es ist wichtig, dass wir in Konflikten kein Feindbild auf unseren Partner projizieren, sondern uns weiterhin als Team begreifen, das miteinander den Konflikt angeht, der somit eine Art dritte Instanz darstellt. Die Kommunikation sollte weiterhin von Aspekten wie Respekt, Wertschätzung, Verständnis und Empathie geprägt sein. Dadurch wächst das gegenseitige Vertrauen.

Pures Gift für eine Beziehung sind hingegen die „vier apokalyptischen Reiter“: Kritik, Verteidigung, Verachtung und Mauern.

Treten diese häufiger in Konfliktsituationen zutage, verhärten beide Partner zunehmend ihre Herzen und vergiften damit die gegenseitige Liebe füreinander. Schlussendlich endet das Ganze dann in einer Trennung, die womöglich hätte vermieden werden können, wenn beide Partner sich ihrer eigenen Persönlichkeitsfacetten und der Toxizität ihrer Art, miteinander zu kommunizieren, bewusst gewesen wären.

Der US-amerikanische Paartherapeut John Gottman und seine Frau Julie, entwickelten ein Kommunikationsmodell, das Paare in schweren Konfliktsituationen unterstützen kann. Der prägende Begriff „attune“ meint in etwa „sich auf jemanden einstellen“. John Gottman und seine Frau arbeiteten hierzu diese sechs Aspekte heraus:
– awareness: ein Bewusstsein für die Verletzung des Partners zu entwickeln – tolerance: die Toleranz, den Standpunkt des Partners zu akzeptieren

– turning toward: ein Gefühl für die Bedürfnisse des Partners zu haben – understanding: zu versuchen, die Per-spektive des Partners nachzuvollziehen – non-defensive listening: zuhören, ohne in einen Verteidigungsmodus zu gehen – empathy: Empathie/Einfühlungsver-mögen für den Partner aufzubringen Lernen Paare, dieses Kommunikationsmodell in ihre Konfliktsituationen miteinzubeziehen, können sie wesentlich konstruktiver diskutieren und ziehen miteinander an einem Strang. Konflikte werden dann nicht mehr künstlich vermieden, da nicht mehr die Befürchtung besteht, dass diese die Beziehung schädigen oder gar beenden könnten, sondern sie werden viel eher genutzt, um die Beziehung voranzubringen. Beide Partner fühlen sich von ihrem Gegenüber akzeptiert und angenommen, was Sicherheit, Geborgenheit und eine vertrauensvolle, verständnisvolle Ebene miteinander fördert. Zwar mag das bunte Feuerwerk der Verliebtheitsphase vergangen sein, doch entstehen in der dritten Beziehungsphase nun echte Bindung, tiefe Liebe und ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Partner kennen einander mit ihren Ecken und Kanten und können mit diesen verschiedenen Persönlichkeitsfacetten besser umgehen. Beziehungs- und Lebenskrisen werden Hand in Hand gemeistert.


Es ist wichtig, dass wir verstehen, dass Liebe kein Tauschhandel ist, sondern sich freimütig verschenkt. In einer harmonischen Partnerschaft sind wir daran interessiert, dass unser Partner sich geliebt, akzeptiert und verstanden fühlt. Wir tragen ein Stück weit auch die Verantwortung für sein Wohlergehen mit. Andererseits sind wir nicht – wie das in einer Eltern-Kind-Beziehung bei einem Kind der Fall ist – davon entbunden, eigenverantwortlich zu handeln und Selbstfürsorge mit uns zu betreiben. Unser Partner ist nicht rund um die Uhr verantwortlich dafür, uns glücklich zu machen. Wir dürfen miteinander eine gesunde Balance finden, mit der sich beide Partner wohlfühlen. Neben einer reifen und rücksichtsvollen Kommunikation sind zudem weitere Faktoren maßgeblich dafür, ob unsere Beziehung langfristig (und damit auch in Krisenphasen) bestehen kann. Wir dürfen herausfinden, welche Bedürfnisse wir selbst und unser Partner in der Beziehung haben.

Gary Chapman, ein amerikanischer Paartherapeut, fand heraus, dass jeder Mensch „andere Sprachen der Liebe spricht“. Dabei kristallisierten sich besonders fünf Ebenen heraus:

– Lob und Anerkennung – Zweisamkeit – Hilfsbereitschaft und Unterstützung – Zärtlichkeit – persönliche Überraschungen bzw. Geschenke
Erfüllt unser Partner in den Bereichen, die uns wichtig sind, unsere Bedürfnisse und Wünsche, fühlen wir uns geliebt. Geschieht dies nicht, fühlen wir uns weniger oder gar nicht von ihm gesehen und geliebt.


Spricht unser Partner z. B. andere Sprachen der Liebe als wir, kann dies unnötigerweise zu Spannungen in der Beziehung führen. Dann dürfen wir uns gemeinsam in einem ruhigen und sicheren Rahmen zusammensetzen und offen über unsere Bedürfnisse miteinander sprechen. Anschließend können wir mehr aufeinander eingehen, was die Bindung zueinander stärkt.

Spricht er z. B. die Sprache „Zweisamkeit“, können wir ihn mit einem schönen gemeinsamen Event überraschen, von dem wir wissen, dass er sich darüber freut. Sprechen wir die Sprache der „Anerkennung“, freuen wir uns über geäußerte Wertschätzung unseres Partners und fühlen uns dadurch geliebt und gesehen.

Eine glückliche Beziehung erhält sich nicht dauerhaft von selbst. Es bedarf einiges an stetigem Engagement beider Partner, damit eine Beziehung allen Widrigkeiten des Lebens trotzt. Schließlich lohnt sich all dies, denn wir bekommen das schönste Geschenk, dass das Leben uns zu bieten hat:

Liebe!

Isabelle Maria Kühler Psychologische Beraterin, Coach, Paarberaterin und Autorin. Sie unterstützt insbesondere hochsensible Frauen dabei, persönliche Herausforderungen im Bereich „Liebe und Partnerschaft“ anzugehen. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.