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Das Einmaleins kann ich gut! Lernförderung und Nachhilfe

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Fallstudie: Die 10-jährige Hanna besucht die 4. Klasse einer Grundschule. Sie lebt zusammen mit ihren Eltern sowie ihrer 13-jährigen Schwester. Ihre Mutter meldet Hanna bei mir zur Nachhilfe und Lernförderung im Fach Mathematik an.

Im Erstgespräch teilt mir die Mutter mit, dass Hanna eine diagnostizierte Rechtschreibschwäche hat und für schulische Probearbeiten mehr Zeit bekommt. Es liegen insgesamt eine Entwicklungsverzögerung und eine Konzentrationsschwäche vor.

In einem weiteren Gespräch erzählt mir die Mutter von Augenproblemen ihrer Tochter, die Auswirkungen auf das Lesenlernen hatten (Doppeltsehen, „bewegte“ Buchstaben). Hanna bekam eine Prismenbrille und besuchte eine Sehschule. Die Brille wird nun nicht mehr regelmäßig getragen, da sich eine Besserung eingestellt hat.

Hanna ist seit Dezember 2013 bei mir. Beim ersten Termin zeigt sie sich recht aufgeschlossen und zugänglich. Das halbschriftliche Teilen soll geübt werden und ich stelle fest, dass sie Schwierigkeiten hat, das Einmaleins abzurufen. Sie sagt von sich: „Das Einmaleins kann ich mir gar nicht merken.“ Bei den gestellten Aufgaben (z. B. 7x8) addiert sie, d. h. den Prozess des Multiplizierens hat sie verstanden. Wir schreiben die Aufgaben auf Karteikärtchen. Sie erhält die Hausaufgabe, in den Weihnachtsferien zu üben.

Beim folgenden Termin im Januar 2014 mache ich mit ihr zunächst einfache Überkreuzbewegungen. Diese Übung regt beide Gehirnhälften zu gleichzeitigem Arbeiten an und löst damit Rechts-Links-Blockaden. Darüber hinaus verbessert sie auch das Körpergefühl. Davon profitieren alle körperlichen Tätigkeiten. Sie ist grundlegend für alle weiteren kinesiologischen Übungen (Literaturhinweis: Koneberg/Förder, Kinesiologie für Kinder).

2014-02-Lern3Anschließend üben wir die „liegende Acht“ mit der „Holz-Acht“ (1) und auf dem Papier (2). Die „liegende Acht“ wird von der Mitte (auch Körpermitte) aus jeweils nach links oben begonnen. Dabei folgen nur die Augen der Kugel oder dem Stift. Die Übungen sollen auch zu Hause täglich durchgeführt werden, am besten vor den Hausaufgaben. Hanna arbeitet recht gut mit.

Zu Beginn der nächsten Nachhilfe- bzw. Förderstunden stehen immer die Überkreuzbewegungen und die „liegende Acht“ auf dem Programm. Danach wird auf das mathematische Thema (z. B. Liter, Milliliter) eingegangen. Ich merke, dass Hanna Schwierigkeiten hat, sich auf die eine zu übende Sache zu konzentrieren. Immer wieder schweift sie mit ihren Gedanken ab, redet über andere Dinge. Am liebsten möchte sie alles auf einmal machen. Um die mathematischen Themen zu verstehen, braucht sie Anschauungsmaterial, mit dem sie selbst handeln kann (z. B. Messbecher).

Beim nächsten Termin im Januar stelle ich fest, dass Hanna immer noch große Schwierigkeiten mit den Einmaleins-Aufgaben hat, da sie sich das Einmaleins einfach nicht merken kann. Wir nehmen uns nun die 7 vor und arbeiten mit der NLP-Technik „Rechenkünstler“ (Koneberg/Förder, Kinesiologie für Kinder, S. 95/ 96). Jede Einmaleins- Aufgabe wird auf ein längs gefaltetes Blatt geschrieben (z. B. 1 x 7 = 7, auf ein weiteres Blatt 2 x 7 = 14 usw.). Es wird mit jedem Blatt einzeln geübt (3).

Hanna sitzt am Tisch und hat ein Blatt Papier und einen Stift vor sich liegen. Nun zeige ich ihr die Aufgabe so lange, bis sie meint, sich die Zahlen merken zu können (Aufgabe „fotografieren“). Gleichzeitig liest sie die Aufgabe vor. Anschließend soll sie sich mit geschlossenen Augen die Aufgabe noch einmal vorstellen. Dies wird so lange wiederholt, bis sie sich sicher fühlt. Im Anschluss schreibt sie die Aufgabe auf ihr Blatt („Erinnere dich, wie die Zahlen aussehen, und schreibe sie auf“). Abschließend wird das Ergebnis gemeinsam verglichen.

Falsche Antworten werden nicht gewertet. Ich beruhige das Kind und übe die Aufgabe noch einmal in der gleichen Weise.

Um weiterhin die Lern- und Konzentrationsfähigkeit zu verbessern, zeige ich Hanna eine weitere kinesiologische Übung, die „Muntermacher-Übung“ (Koneberg/Förder, Kinesiologie für Kinder, S. 82, 83), auch Übung zur Aktivierung der Gehirnknöpfe genannt (Dennison/Dennison, Brain-Gym® – Das Handbuch). Diese schaltet Augen und Gehirn an und belebt den gesamten Organismus.

2014-02-Lern4Sie erhöht die Aufmerksamkeit und verbessert so die Fähigkeit, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu behalten. Außerdem hilft sie, die beiden Körperseiten auszubalancieren. Mit dem Daumen und Zeigefinger der rechten oder linken Hand werden für 20 bis 30 Sekunden die beiden Energiepunkte unterhalb des Schlüsselbeins sanft massiert. Die freie Hand liegt dabei auf dem Bauchnabel. Nun werden die Hände gewechselt und diese Übung wiederholt. Hanna soll diese Übung, wie auch die Überkreuzübung, täglich vor den Hausaufgaben durchführen.

Bei einem Termin Anfang Februar kann Hanna das Einmaleins mit 7 nahezu sicher abrufen. Dazu verwenden wir die Kopfrechenaufgaben auf längs gefaltetem Papier, d. h. die Aufgabe ohne Ergebnis (4).

2014-02-Lern2Wir üben anschließend die Einmaleins-Reihe mit 6 und arbeiten ebenso mit der NLP-Technik „Rechenkünstler“. Hanna arbeitet super mit.

Zur positiven Verstärkung fertigen wir eine Karte, die das Mädchen bei sich tragen kann. (Rheinfelder/Becker, Heilen mit Zeichen – Neue Homöopathie). Die eine Seite zeigt das Y (5) – Ypsilon = positive Verstärkung. Auf die Rückseite schreibt Hanna die gemeinsam erarbeitete positive Affirmation: „Das Einmaleins kann ich gut!“ (6) – Sie schreibt mit Hingabe!

2014-02-Lern5Bei diesem Termin spreche ich mit Hanna auch darüber, warum sie sich in der Schule oft schwer konzentrieren kann. Sie meint, dass ein anderes Mädchen sie ablenkt und schlecht über sie redet (z. B. „Hanna klaut.“). Sie muss immer wieder an die Gemeinheiten denken und ist deshalb abgelenkt.

Nachdem Hanna so begeistert von den Karten ist und am liebsten gleich alle haben möchte, lasse ich sie noch eine auswählen. Sie entscheidet sich für die „Blume des Lebens“ (7), (Neumayer/Stark, Heilen mit Symbolen) und meint: „Auf die Rückseite schreibe ich: Ich lasse mich nicht einschüchtern!“ (Hier hat das Kind also Stress!)

Nun mache ich ihr klar, dass der Satz auf der Karte keine Verneinung, wie das Wort „nicht“ enthalten darf. Wir erarbeiten zusammen die positive Formulierung: Ich fühle mich sicher und stark! (8)

In einer weiteren Sitzung zeige ich Hanna zwei kinesiologische Übungen, die nach emotionalem Stress für die Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts sorgen: die „Hook-ups“. Die Übungen aus der „Leichter- Lernen-Leiter“ („Pace-Leiter“), Dennison/Dennison, Brain-Gym® – Das Handbuch) lassen uns zur Ruhe kommen und bringen gleichzeitig die Aufmerksamkeit zurück.

Als Gedankenstütze für das Üben zu Hause gebe ich Hanna das Lesezeichen „Pace-Leiter“ mit. Sie zeigt sich sehr interessiert und freut sich darüber.

Wir machen anschließend die Kopfrechenübung zum Einmaleins mit 6 und 7. Bei einigen Aufgaben ist sie noch unsicher (6x7, 7x7, 8x7, 7x6, 8x6). Das Erledigen der Mathe- Hausaufgabe (Bauen mit Würfeln, Baupläne zeichnen) fällt ihr an diesem Tag leicht.

In der letzten Februar-Stunde erzählt mir Hanna, dass sie ihrem Vater die „Hook-ups“ gezeigt hat, „wenn er Stress in der Arbeit hat“.

An diesem Tag spreche ich mit Hanna über die Bachblüten, die sie beim Lernen unterstützen sollen – ich habe schon im Vorfeld mit der Mutter darüber gesprochen. Es geht um ihre Konzentrationsfähigkeit. Wir fi nden über den Muskeltest folgende Blüten: Chestnut Bud für bessere Lern- und Aufnahmefähigkeit, Clematis für bessere Konzentration und Aufmerksamkeit, Impatiens für mehr Ruhe, Gelassenheit und Geduld mit sich und anderen, Larch für mehr Zutrauen zu sich und den Leistungen, Scleranthus für mehr Konzentration und Ausdauer, White Chestnut für klares Denken und mehr Entspannungs- und Konzentrationsvermögen. Als Dosierung testen wir 4x4 Tropfen täglich, 12 Wochen lang. Hanna beginnt Anfang März mit der Einnahme der Bachblüten.

Die Stunde in der zweiten Märzwoche beginnen wir wie immer mit „unseren Übungen“. Die Wiederholung des Einmaleins mit 7 klappt recht gut. Während Hanna die „liegende Acht“ malt, spricht sie die Einmaleins-Aufgaben. Beim Einmaleins mit 6 ist das Mädchen sehr gestresst. Wir beenden diese Arbeit und machen die „Hook-ups“, damit sie wieder zur Ruhe kommt. Nun sprechen wir noch einmal darüber und vereinbaren, dass immer nur eine Einmaleins- Reihe geübt oder wiederholt wird.

In der dritten Märzwoche mache ich Hanna den Vorschlag, eine „Entspannungsreise“ zu machen, eine „Entspannungsgeschichte für mehr Mut und eine bessere Konzentration“ (Seyffert, Meine Insel der Stille – Entspannungsgeschichten für Zappelkinder, S. 45 bis 49). Hanna macht es sich auf einem großen Kuschelkissen bequem. Zusammen mit einer entspannenden Musik lese ich die Geschichte vor. Danach sprechen wir noch über die „Reise“ und sie darf sich eine Muschel aussuchen. Ich gebe ihr die CD mit der Entspannungsmusik mit nach Hause.

2014-02-Lern6Weil Hanna gerne malt und recht kreativ ist, lasse ich sie ein Bild zum Einmaleins mit 7 gestalten. Wir arbeiten auf dem Boden mit einem DIN-A3-Papier und Wachsmalkreide. Zunächst malt sie die „liegende Acht“, dann schreibt sie das gesamte Einmaleins mit 7 auf (9).

Die schwierigen Aufgaben gestaltet sie mit einer anderen Farbe und jeweils einem Bild.

Ende März machen wir erneut die Entspannungsreise „Insel der Stille“ mit einer Entspannungsmusik, die sich Hanna ausgesucht hat: „Kraft des Wassers“ (CD: Wellness – Gefühlvolle Musikträume – Im Einklang mit den Elementen).

Im Anschluss zeige ich Hanna eine weitere Brain-Gym®-Übung, das „Bauchatmen“. Hierbei liegt eine Hand auf dem Bauch, beim Einatmen hebt sich die Hand mit dem Bauch, beim Ausatmen sinkt sie mit dem Bauch nach unten. Diese Übung entspannt Körper und Geist und fördert die Aufmerksamkeit und das Gedächtnis. Nun wiederholen wir Überkreuz-, Homolateralübungen und „Hook-ups“ im Liegen.

Bei der Geschichte entspannt sich Hanna gut. Die Übungen macht sie mit, kann sich aber nicht wirklich darauf einlassen. Im Anschluss gestaltet sie ein Bild zum Einmaleins mit 6. Ich merke, wie sie sich bei dieser kreativen Arbeit entspannt.

Hanna hat ihre Mathematik-Hausaufgabe (schriftliches Einmaleins mit einstelligem Multiplikator) mitgebracht. Sie beginnt zwar mit der Arbeit, kann sich aber nicht darauf konzentrieren. Sie gerät sofort in Stress, kann die einfachsten Mal- und Plusaufgaben nicht mehr rechnen und will nicht, dass ich beim Rechnen dabei bin. Sie schimpft und wehrt sich gegen alles. Wir beenden die Arbeit und halten die „positiven Punkte“ (Brain-Gym®-Übung) zum Stressabbau.

Ich ermuntere sie, die Hausaufgabe erst zu erledigen, nachdem sie „draußen“ war. Die Mutter informiere ich kurz telefonisch.

Beim Gespräch mit der Mutter am nächsten Tag ergibt sich Folgendes: Hanna war gestresst durch eine bevorstehende Deutsch-Probe. Auch der Schulwechsel belastet sie. Viele Klassenkameradinnen gehen aufs Gymnasium. Sie möchte unbedingt auf die Realschule, die auch ihre Schwester besucht. Vor zusätzlichen Prüfungen dafür hat sie Angst.

Einen recht positiven Aspekt teilt mir Hannas Mutter an diesem Tag mit. Hanna konnte die Hausaufgaben im Anschluss an das „Draußen-Spielen“ innerhalb kurzer Zeit fehlerfrei lösen. Außerdem sagt sie, dass Hanna die Einmaleins-Reihen seit einiger Zeit schon viel sicherer beherrscht.

2014-02-Lern7In der Stunde Anfang April darf Hanna bestimmen, was gemacht wird. Nach dem Verlauf der letzten Stunde ist es wichtig, dass sie in keiner Weise unter Druck gerät. Sie hat freie Wahl: ein Spiel machen, malen ... Ich hatte Verschiedenes vorbereitet und auf dem Boden ausgebreitet. Zuerst interessiert sie sich für ein Bild der beiden Gehirnhälften (Mayer-Skumanz/ Heringer, Löwen gähnen niemals leise). Wir sprechen darüber, welche Aufgaben die rechte und die linke Gehirnhälfte haben und wie wichtig es ist, dass sie „zusammenarbeiten“. Erstaunlicherweise möchte sie nach den „Übungen für die Gehirnhälften“ zunächst ein Plakat zum Einmaleins mit 3 gestalten (10). Diesmal hat sie nur eine „schwierige Aufgabe“..

Ursula Peller Ursula Peller
Jg. 1961, Grundschullehrerin,
Fachausbildung: Lernberatung, Lernförderung, Nachhilfe an der Paracelsus Schule Nürnberg, Abschluss im Oktober 2014
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