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Beim Albtraum sprechen Bilder, nicht Patienten!

Wie bildunterstütztes Coaching Resonanz auf Bilder, Resilienz und unerwartete Lösungen fördert (nach Dieter Loboda)

Wir haben genügend positive Bilder in uns gespeichert. Prof. Hüther, Gehirnforscher

Wir müssen die inneren Bilder imaginieren, um sie zu nutzen. Prof. Luise Reddemann, Traumatherapie-Expertin

Häufig genug wiederholte Bilder verändern Persönlichkeiten und ganze Völker. Prof. Macho, Kulturforscher

Alles Denken geschieht in Bildern. Hallesche Krankenversicherung: Positiv denken und Gesundheitsförderung

Die sprachlose Kommunikation der Bilder ist Ausdruck des Unbewussten. Dr. Elisabeth Kübler-Ross, Palliativmedizinerin

Die Sache mit den Träumen

Zu allen Zeiten, in allen Kulturen, in Naturvolk und Bibel, in Klinik und moderner Psychotherapie gelten Träume als Wegweiser. Sie regulieren autonom die menschliche Psyche (Prof. K. U. Adam), transportieren psychische Energie (z. B.: schweißnass aufwachen) und können Bilder auf die Netzhaut projizieren. Menschen träumen vermehrt bei Krisen, Erkrankungen, Trennungen, Berufswechseln, Ängsten, Unfällen, Einsamkeit, Todesfällen, Stress und anderen Ereignissen.

Träume können wiederholt vorkommen, sie können warnen, erleichtern, auflösen, dramatisieren, beschönigen. Schließlich folgen sie der dem Gehirn eigenen neuro–biochemischen Funktion, die auch beim Träumen wirkt. Bei wechselnden Wach- und Bewusstseinszuständen sind stets Serotonin, Melatonin und Dimethyltryptamine beteiligt. (D. Broers, Biochemiker). Träume sind der Königsweg zum Unbewussten (Sigmund Freud). Träume sind Quellen tiefster Weisheit (Erich Fromm). Häufig wiederkehrende Träume haben eine existenzielle Bedeutung (Carl Gustav Jung). Jeder Traum hat eine heilende Wirkung (Dr. Helmut Hark).

Methoden zum Traumverständnis

Skulptur, Inszenierung, Konfrontation, Analyse, Rollenspiel, Ausdrucksmalen, Identifikation, Traum als Märchen schreiben, Traumtagebuch, Befassen mit den Archetypen oder der Tiersymbolik, Assoziation und Amplifikation (Traumerweiterung), Progression/Regression analysieren, Träume umdeuten, Unterscheiden von kausalen und finalen Träumen, Traum als Theaterstück und andere.

Es gibt die unterschiedlichsten Traumarten, z. B. Warnträume, Klarträume, Weissagungsträume, Todesträume, Tierträume, Libidoträume, Albträume, Flucht- und Verfolgungsträume; stets sind es vielsagende Bruchstücke oder ganze Geschehnisse, die bewusst werden. Sie kommen aus dem Unbewussten an die Ich-Oberfläche und müssen bewusst bearbeitet werden. Es bedarf einer geduldigen Empathie und eines Spürbewusstseins, um dem Träumenden zur Seite zu stehen, ohne Hinweise oder Ratschläge zu erteilen. Allein die eigene Evidenz ermöglicht ohne Projektionen ein Verständnis der Traumbotschaft. Irgendwie ist es wie mit der Arche Noah: Es sind alle Lebewesen an Bord, aber nicht immer alle an Deck. Mehrdeutige Hinweise zeigen sich besonders deutlich bei dem Symbol der Schlange. Wir verbinden sie mit Gift, Gefahr und Hinterlist und andererseits mit der Heilkraft, wie der Äskulapstab zeigen soll.

Tipps zum Umgang mit Albträumen

Wer träumt, zu fallen, nimmt einen Fallschirm. Wer angeschossen wird, nimmt die Schussweste und spürt, wie die Kugel angehalten wird, usw. Neues Drehbuch zum Traum schreiben, tagsüber gedanklich üben, wie im Tagtraum zu spüren, eventuelle auftauchende Monster konkret nach ihrer Absicht fragen.

Bildgestütztes Coaching

Das Bildcoaching nutzt die Erkenntnisse der multicodierten Speicherung allen Geschehens in uns. Auch Resilienzkräfte (Steh-auf-Mentalität) sind per Bilderfahrung in uns biografisch verankert. Umso deutlicher werden Traumbilder, wenngleich sie verschlüsselt und in Symbolen daherkommen. Ein gemalter Traum ermöglicht Therapeuten, Beratern und Träumenden, die Spiegelneuronen zu nutzen und eine seriöse und stille Bildbetrachtung, bei der die Träumenden im eigenen Rhythmus ungestört, ohne befragt zu werden, ihren Traumprozess erfahren können. Einzig die Schritte der Strategie werden angeregt.

Ein solches Vorgehen eignet sich hervorragend in Gruppen: Die teilnehmenden Gruppenmitglieder sind aufgefordert, ohne zu sprechen ihre Antwortbilder zu dem Initialbild des Träumenden zu skizzieren. Auf der Rückseite näher zu bezeichnen, was sie gemalt haben. Der Träumende hat die Aufgabe, die gemalten Antwortbilder aus seiner Sicht passend dem eigenen Initial-bild zuzuordnen. Nur wenn nötig, kann abschließend zu einzelnen Bildern therapeutisch gehandelt werden.

Im Folgenden wird eine Gruppensituation mit acht Teilnehmenden beschrieben. Das Beispiel ist besonders geeignet, weil ein bestimmter Traum eine Teilnehmerin jahrelang beängstigt hat und auch durch therapeutische Konsultationen nicht gelöst werden konnte.

Schlüsselfragen (ohne jegliche inhaltliche Stellungnahme) könnten sein

  • Liegen die Bilder so richtig?
  • Stimmt die jetzige Reihenfolge?
  • Welches Bild gehört an den Anfang oder das Ende?
  • Liegen die Bilder in ihrer Bedeutung am richtigen Ort?
  • An welcher Stelle steht das Symbol für Ihr eigenes Selbst?
  • Was möchten Sie zum Schluss noch verändern?
  • Abschließend wird ein Märchen inszeniert, das den Prozess reflektieren kann, ggf. auch als Gedicht oder Geschichte. Ein weiteres Zukunftsbild ist eventuell sinnvoll. 

Materialien

Kamera, Fotoapparat oder Handy, Wachsmalstifte sind geeignet. Initialbild DIN A3, Antwortbilder DIN A4, Stuhlkreis.

Eine Hilfsfigur, um Veränderungen zu präsentieren. Es ist hilfreich, wenn der Träumende den Prozess des Vorgehens mit den ablaufenden Veränderungen per Handy oder Kamera dokumentiert. Eventuell Kreppband, Wäscheklammern und Bindfaden, um die Bilder aufzuhängen. Abschließend gehört eine Hausaufgabe dazu, um den Prozess häuslich zu beenden, inkl. eines freiwilligen Telefoncoachings.

Bildunterstütztes Coaching im Prozess

(Stellvertretend zur Veranschaulichung vier von acht Bildern.)

Initialbild der Träumerin

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Die Träumende ist ca. 35 Jahre alt, Betriebswirtin und war erfolgreich im Management tätig. Sie träumt seit Jahren immer wiederkehrend und quälend den Traum der Hochhäuser mit Zerstörungen. Sie kann dabei nur zusehen, ohne handeln zu können. Alle Versuche, den Traum loszuwerden, waren vergeblich. Im linken Turm ist sie oben zuschauend zu sehen. Hochhäuser, keine Natur, keine Blumen ...

Im Leben ist sie durchaus mutig, lebt mit Schlangen, macht Fallschirmsprünge, ist angstfrei, traut sich viel zu, hat Heimat und Familie verlassen und den Managerjob aufgegeben und studiert Heilpraktikerin für Psychotherapie und Hospizbetreuung.

(Diese Informationen hatten die Antwortmaler nicht. Nur das Initialbild, ohne Worte, ohne Befragung, ohne Information.)

Ein Antwortbild zeigt 9/11

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Ein Antwortbild zeigt einen Schutzkreis um ein kleines Kind. Im Prozess der Orientierung stellt die Träumende ihre Hilfsfigur für ihr „aktuelles Selbst“ neben das kleine Kind. (Schlüsselszene) und beachtet dann doch die Bilder der Gruppe:

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Ein Antwortbild zeigt die versöhnende Kraft der Natur für die Zukunft. Legt bedeutsamstes Bild und Zukunftsbild neu.

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Als der Lege- und Orientierungsprozess beendet ist, wobei die Träumerin die Anordnung mehrfach verändert, ist sie unter Tränen deutlich erleichtert und hat endlich erkannt, dass das von oben auf sie hereingestürzte Chaos im Initialbild die Scheidung ihrer Eltern war. Sie war vier Jahre alt. Eltern sind in der mystisch, mythischen Kinderwelt wie starke Türme, die alles können: lieben, ernähren, bilden, beschenken, rumtragen, pflegen, trösten, Grenzen setzen, strafen, verlassen. Auch für die Eltern kam die Scheidung irgendwie durch eine Gewalt wie von oben, so wie aus der damaligen Erlebniswelt der Vierjährigen.

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Der Aspekt einer phänomenologischen Sichtweise lässt eine Märchenidentifikation gut integrierbar erscheinen, was das Verständnis der eigenen Situation angeht. „Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“ – so könnte die Identifikation der Träumerin lauten, die in ihrem Alltag wirklich nicht ängstlich handelt und erfolgreiches Mitarbeitermanagement praktiziert hat. Außerdem stellt sie sich dem Albtraum in einer Gruppensituation. Aufgrund ihres Selbstverständnisses hatte sie vorher intensiv unter dem jahrelang wiederkehrenden Traum gelitten, den sie, trotz aller Kompetenzen, nicht loswerden konnte.

Bilder prägen durch Formen und Farben. Bilder bringen Unbewusstes an die Oberfläche. Bilder kann man erweitern, ergänzen, jedoch nicht löschen. Bilder ermöglichen Nähe, Distanz und Prozess. Bilder helfen, Projektionen zu vermeiden. Bilder sind authentisch, evident und integrativ. Bilder nutzen die Energie der Symbolik. Bilder sind effizient und effektiv im Rapport. Bilder beteiligen die Sinneskanäle mythisch, mystisch, magisch, rational und intuitiv. Bilder sind wie optische Protokolle. Bilder fördern Spiegelneuronen, Rapport und Empathie, Bilder ermöglichen Perspektivwechsel. Wenn Worte nicht reichen, sind Bilder das Mittel der Wahl.

Fazit. Auch für die Eltern kam die Scheidung irgendwie mit einer Gewalt von oben, wie aus der ohnmächtigen Sichtweise des Kindes. Viele Therapieansätze verzichten grundsätzlich auf kreative Methoden, setzen auf Argumentation und auf die analytisch, logische Gesprächsmethode – wenn vielleicht auch mit konstruktiven Ansätzen von Zuwendung, Ermutigung und Erlaubnis. Dabei sind Kunsttherapie, Gestalttherapie, Aufstellungen, Modellieren, Logotherapie, NLP, Psychodrama, Focusing, Transaktionsanalyse, Hypnose, EMDR oder Klopftechnik ernst zu nehmende Alternativen.

Durch die Speicherung der Bilder im Inneren reichen Worte allein oftmals nicht, um einen Zugang zu den wichtigen Ereignissen zu schaffen. Sprache kann auch die Beratenden verwirren und deren eigene Prägung mit dem Gehörten vermischen. Durch gemalten bildhaften Ausdruck wird der Widerstand aufgelöst und das freiwillig erstellte Produkt „Bild“ liegt offen, nicht unbewusst zwischen Therapeut und Klient. So werden Projektionen weitgehend vermieden. Der Malende erlebt seine eigenen Fähigkeiten, Dinge zu verändern, als besonders hilfreich. Er kann den Prozess autonom beginnen, steuern und beenden und braucht nicht über sein „Schwierigstes“ zu sprechen – besonders aus Zeiten, wo Sprache noch gar nicht oder nur teilweise möglich war. Dabei geschieht durch die Bildbetrachtung eine oft erstmalig erfahrbare Blickwinkelveränderung, eben jene wichtige Unterschiedsempfindung, die versöhnlich erlebt wird und Mut macht.

Berater und Therapeuten können im Prozess der Träumenden deren Reaktionen auf multicodiert gespeicherte Erlebnisse kinästhetisch und visuell an affektiv auftretenden Bewegungsmustern ablesen. Die einzelnen Bilder aus dem Gruppenprozess können bei Bedarf jederzeit nachbearbeitet werden, sogar per E-Mail und Telefon. Ein unschätzbarer, zeit- und kostensparender Vorteil durch bildunterstütztes Coaching. Auch ohne Gruppenprozess können einzeln nacheinander gemalte Bilder in der Sprechstunde genutzt werden. Traumbilder sind der naturidentische Weg im ganzheitlichen Visualisieren bei Coaching- und Beratungsprozessen.

Es gibt keine Einwände gegen das Malen, außer jemand kann oder will nicht.
Prof. Benedetti, Deutsche Gesellschaft für Kunsttherapie.

Dieter LobodaDieter Loboda
Counselor grad., Gestalttherapeut, Buchautor,
Dozent, freier Journalist, Schulleiter a. D.,
„Dr. Golotolobolollo“ (Clowndoktor)

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