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Logosynthese und Spiritualität – ein persönlicher Weg

„Alles ist Energie, und dazu ist nicht mehr zu sagen.
Wenn du dich einschwingst in die Frequenz der Wirklichkeit,
die du anstrebst, dann kannst du nicht verhindern,
dass sich diese manifestiert.“
Albert Einstein

©anvinoNachdem ich im Magazin 02.19 zwei Beiträge über Logotherapie gelesen hatte, kam endlich der Impuls, die bereits vor einem Jahr angekündigte Fortsetzung meines Artikels über Logosynthese zu schreiben. Die Logotherapie kann als Vorreiter der Logosynthese betrachtet werden, weil sie als erste Therapieform Spiritualität berücksichtigt, indem sie nach Sinn fragt.

Die Logosynthese-Methoden überzeugten mich seit 2016 durch ihre Effizienz. Die Ver- änderungsprinzipien fand ich einleuchtend. Aber das gesamte Logosynthese-Modell mit seiner spirituellen Dimension zu erfassen, ist ein längerer Prozess. Vor einem Jahr, ja noch vor wenigen Monaten war es mir immer sehr wichtig, auf meine wissenschaftliche Orientierung hinzuweisen und zu behaupten, dass ich mit Spiritualität wenig am Hut hätte. Als gäbe es einen eklatanten Widerspruch zwischen beiden.

Deshalb konnte ich bisher keinen Artikel über Logosynthese und Spiritualität schreiben. Denn das Modell, die Veränderungsprinzipien und die Methoden gehören zusammen und ohne Klärung der eigenen spirituellen Haltung kommt man mit Logosynthese an seine Grenzen. Das gesamte Jahr hindurch habe ich mich immer wieder gefragt, wie es sein kann, dass ich als Schreibcoach mein Vorhaben eines angekündigten Artikels über die Therapiemethode, mit der ich arbeite, nicht umsetze. Anstatt selbst etwas gegen meine „Schreibblockade“ zu unternehmen oder mich zu ärgern, habe ich mir geantwortet, dass die Zeit eben nicht reif sei und man Kreativität nicht auf Knopfdruck liefern könne. So weit, so gut.

Ganz langsam habe ich auch realisiert, dass ich mit meinem Arbeitspensum über meine Kräfte gegangen bin. Tatsächlich hatte ich zu der Zeit drei verschiedene, aufwendige Arbeitsplätze mit psychisch Kranken bzw. im therapeutischen Bereich. Und meine sozialversicherungspflichtige Arbeit entsprach dabei auch bei Weitem nicht mehr meinen Vorstellungen. Eine Veränderung stand bevor.

Das zur Vorgeschichte und nun vorweg: Was beabsichtige ich mit diesem Beitrag?

Einerseits möchte ich in Grundzügen die Entwicklung der spirituellen Dimension der Logosynthese darlegen und dazu veranschaulichen, wie ich mich ihr nähern und meinen Widerstand gegen Spiritualität ablegen konnte. Es gibt eine Verbindung zwischen meiner Entwicklung mit Logosynthese, der Kündigung meines sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatzes und der bewussten Akzeptanz meiner Spiritualität. Sonst schreiben wir gerne über Fallbeispiele aus der Praxis. In Verbindung mit Spiritualität halte ich das nicht für legitim, da es sich um eine ganz persönliche Angelegenheit handelt.

Und jetzt auch noch einmal zur Erinnerung für die Leser des ersten Artikels oder die, die noch nichts über Logosynthese wissen, die einfachen vier Grundannahmen der Logosynthese, die sich mit jeder Anwendung als immer tiefgründiger entpuppen:

  • Wir sind Lebensenergie.
  • Die Lebensenergie ist entweder erstarrt oder im Fluss.
  • Die Lebensenergie gehört entweder zu dir oder ist nicht deine.
  • Worte bringen Energie in Bewegung.

Logosynthese arbeitet mit dem Aussprechen von drei Sätzen, die mit dem Auslöser des Leidens verbunden sind. Zuerst muss allerdings ein tragfähiges Arbeitsbündnis zwischen Therapeuten und Klienten geschaffen werden. Und erst, wenn in dem Rahmen deutlich herausgearbeitet wurde, was den Klienten in seiner Entwicklung hemmt, kommen sie zum Einsatz. Meist sind es körperliche Wahrnehmungen, Glaubenssätze oder Fantasien, die nichts anderes sind als starre energetische Strukturen im persönlichen Raum des Klienten. Eine Spaltung des Ichs in verschiedene Teile ist der Normalfall.

Die einzelnen Teile kann man sich vorstellen wie Statuen in seinem persönlichen Museum, auf die wir meist reagieren, als wären sie real. Das ist aber nicht der Fall. Sie verzerren die Wahrnehmung der realen Umgebung in der Gegenwart. Die gespaltenen Teile lassen sich wieder zusammenfügen bzw. das persönliche Museum ausräumen. Das ist Logo(s) = (Wort) und Synthese = (zusammenfügen): mit Worten zusammenfügen. Durch seine über 40-jährige Erfahrung als psychologischer Psychotherapeut hat Dr. Willem Lammers als Kind seiner Zeit auch viele andere Konzepte der begleiteten Veränderung synthetisiert miteinfließen lassen.

2018 erhielt er für seinen Beitrag, die Entdeckung und Weiterentwicklung der Logosynthese, den renommierten ACEP Award auf dem Gebiet der Energiepsychologie. Aber schon 15 Jahre zuvor wusste er, dass sich seine wissenschaftliche Ausbildung auf die Biologie und Psychologie des Menschen beschränkte, auf Konzepte fürs Fühlen, Denken und Verhalten. Durch die Energiepsychologie, das war bei ihm Liebe auf den ersten Blick, lernte er, dass

  1. es ein System subtiler Energie im und um den menschlichen Körper gibt,
  2. das System in vielen Heilungsmodellen bereits seit Jahrtausenden bekannt ist,
  3. die Energie in diesem System im Fluss sein kann oder blockiert,
  4. unser gesamtes Energiesystem aus dem Gleichgewicht geraten kann,
  5. unser körperliches, emotionales, geistiges und spirituelles Wachstum direkt an die Qualität dieses Energieflusses gekoppelt ist.

Die Logosynthese enthielt seit ihrer Entdeckung eine horizontale Dimension mit biologischen und psychologischen Aspekten. Sie beziehen sich auf die Erfüllung körperlicher und geistiger Bedürfnisse auf der Erdoberfläche. Dazu sind wir nun auch energetische Wesen. Aber etwas fehlte Willem Lammers immer noch, denn er war schon immer überzeugt, dass wir nicht nur biologischer Organismus und psychisches Wesen sind, sondern auch Essenz und als höhere Instanz existieren. Unser Körper ist ein Teil von uns. Unsere Sinne zeigen uns die Welt, unsere Glieder bewegen uns im Raum. Unser Geist ist ein Teil von uns. Er selektiert und verarbeitet die Informationen unserer Sinne, ordnet sie und gestaltet unser Dasein, entlockt unserer Existenz aber nicht unbedingt einen höheren Sinn.

Es gab schon immer das Konzept von Körper, Geist und Seele. Aber selbst in der modernen Medizin und Psychotherapie besteht die Tendenz, den Menschen auf seine Funktion zu reduzieren. Da ist das Bewusstsein eine Funktion neurologischer Prozesse. Einen autonomen Benutzer, zu dem wir Zugang haben, wenn unsere Energie frei fließt, gibt es in dem Konzept noch nicht allgemein anerkannt. Im Logosynthese-Modell ist das Energiesystem des Menschen in ein größeres Ganzes eingebettet, in die Essenz. Begrifflichkeiten wie Seele, „Höheres Selbst“, Élan vital oder wie Kafka es „das Unzerstörbare“ nannte, waren immer in Literatur und Religionen präsent, aber in der begleiteten Veränderung ging es bisher weniger darum, herauszufinden, wozu man auf der Welt ist.

©aen_seidheDer Mensch kann mit Logosynthese seine Intention in diesem Universum realisieren und so die einseitige Orientierung auf die materielle Welt überwinden, die einengt und zu Leiden führt. Damit ist das Logosynthese-Modell nicht nur mit den Grundsätzen des Buddhismus verwandt. Auch einzelne Ergebnisse neurobiologischer Forschung von Gerald Hüther stimmen mit den Lehren der Logosynthese überein z. B., dass Angst die Bildung von neuen neuronalen Netzwerken verhindert. Wenn ich mit Logosynthese herausfinde, wozu ich auf der Welt bin, bekomme ich tiefe Einblicke in meine Beweggründe. Schritte für die eigene weitere Entwicklung folgen von selbst.

Nun noch einmal zurück zu meiner Entwicklung mit Logosynthese und dem Akzeptieren bzw. Definieren meiner Spiritualität. Neben meiner Mission, Menschen in Lebensumbruchphasen zu begleiten, habe ich in den Weg-Seminaren u. a. auch immer wieder deutlich meine Mission fürs Schreiben gesehen. Ganz besonders deutlich war im „Weg des Vertrauens“, dass wir für Umbruchphasen im Leben immer des Vorbilds oder Vertrauens anderer Menschen bedürfen.

In dem wohl schönsten LogosyntheseMaster-Seminar, „Weg des Selbst“, das ich vergangenen November in Italien besuchen durfte, habe ich nur ganz kurz am Abend mit Mary O’Donoghue gesprochen. Sie ist eine irische Logosynthese-Trainerin, mit deren Unterstützung Logosynthese-Seminare in Italien zweisprachig stattfinden, und eine wunderbar warmherzige, einfühlsame Frau. Ich schilderte ihr in wenigen Sätzen meine Arbeitsbelastung und mein tiefes Unwohlsein auf meinem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz.

Ganz eindringlich sagte sie aus heiterem Himmel, ich solle aufhören, mich kleinzumachen. „Stop it! Now!“ Damit hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. In dem Moment sah ich die Entscheidung, zu kündigen, sonnenklar vor Augen. Es dauerte dann allerdings noch zwei Monate, bis ich den Schritt gehen konnte. Er war aber allein schon notwendig, um meine Authentizität meinen Klienten gegenüber zu wahren. Wie sagt Willem Lammers immer so schön? Wir müssen unseren Klienten wenigstens eine halbe Stunde voraus sein. Schließ- lich geht es auch mit meinen Klienten öfter um Themen wie Arbeitsüberlastung oder den Wunsch, einer anderen Aufgabe nachzugehen.

Nachdem ich meinen Mut zusammengenommen hatte, das Arbeitsverhältnis, das überhaupt nicht mehr passte, zu kündigen, war plötzlich mehr Zeit da: zum Yoga zu gehen, zu laufen, zu schreiben und zu lesen. Das neue Buch von Ulrike Scheuermann „Self Care – Du bist wertvoll“ war gerade erschienen. Die Psychologin und Bestseller-Autorin ist wie Mary O‘Donoghue Logosynthese-Trainerin. Sie war meine Dozentin im Studiengang Kreatives und Biografisches Schreiben an der AliceSalomon-Hochschule. Durch sie bin ich überhaupt zur Logosynthese gekommen.

Sie schreibt in ihrem Buch erstmals über ihre Spiritualität, die sie als sehr bodenständig und erfahrungsorientiert definiert und die natürlich nicht auf Glaubenssystemen basiert. Sie wendet sich gegen Texte im Internet, die sich auf Spiritualität berufen und Heilsversprechen geben bzw. Menschen auf der Suche nach Orientierung anziehen wollen und dabei Behauptungen aufstellen, ohne Quellen zu nennen. Das Buch schließt mit dem Angebot, sich der eigenen Spiritualität über eine kleine Schreibaufgabe zu nähern. Ihr hat die Logosynthese geholfen, ihre eigene Spiritualität zu finden, über die sie im Abschlusssatz Folgendes sagt: „Spirituell zu sein bedeutet für mich, innerlich frei, in Liebe, Vertrauen und Verbundenheit im Fluss des Lebens zu sein und mich als Teil eines großen Ganzen zu erleben.“

Dadurch war der Damm für mich gebrochen, ein Nachdenken über meine Definition von Spiritualität nicht umgehend abzulehnen – wieder mithilfe eines Menschen, mit dem ich mich verbunden fühle.

Und beim Yoga tauchte plötzlich eine neue Lehrerin auf, die mich sofort überzeugte. Wie keine andere bisher stellte sie im Shavasana eine tiefe hypnotische Trance her. Dann sang sie auch wunderschöne buddhistische Mantren, die ich nie zuvor gehört hatte. Als ich recherchierte, wer sie war, erstaunte es mich nicht zu lesen, dass sie Rechtsanwältin ist, ihre Kanzlei aber aufgegeben hat, um uneingeschränkt als Yogalehrerin wirken zu können: Sophia Lamp, eine energische, ganz weltliche Frau, die in einer Yogastunde plötzlich mit gro- ßer Selbstverständlichkeit von Essenz und frei fließender Energie sprach.

In dem Moment war der letzte Widerstand gegen meine Definition von Spiritualität gebrochen. Ich fühle mich anscheinend schon länger von einem spirituellen Umfeld angezogen, ohne es als solches wahrgenommen zu haben. Gerade habe ich bei Dietrich Grönemeyer (Weltmedizin, 2018) gelesen, dass Yoga ursprünglich ein rein spiritueller Weg war, der die Erleuchtung durch Meditation zum Ziel hatte. Wieder einmal bin ich über den Weg des Körpers zum Bewusstsein gekommen.

Schon 2004 hatte ich in meinem Buch „Marathon? Na klar! Von 0 auf 100 km“ nach meinem ersten 100-km-Lauf geschrieben: „Der eine geht seinen Weg über den Intellekt, ich nehme den Weg über den Körper. Das ist mein Werkzeug zum Verständnis, mein Weg zu mir selbst.“

Seit meiner Reise 2015 in die buddhistische indische Region Ladakh fühlte ich mich zum Buddhismus hingezogen. Die Reise hat sich „zufällig“ ergeben, weil ich dort eine Freundin treffen und mit ihr im Himalaja eine ausgedehnte Trekkingtour vorbei an unzähligen Zeugnissen buddhistischen Glaubens unternehmen konnte. Seitdem habe ich immer mal wieder über den Buddhismus und auch buddhistische Psychotherapie gelesen, bin darüber aber keineswegs religiös geworden. Im Gegenteil, ich habe mich schon lange explizit als Atheistin bezeichnet, weil mir kirchliche Institutionen fremd sind. Den Inhalt des Spiegel-Bestseller-Buchs von Dalai Lama „Ethik ist wichtiger als Religion“ kann ich vollends teilen. Trotzdem ergibt sich bei näherem Hinsehen aus der regelmäßigen Yogapraxis und der Beschäftigung mit Buddhismus unabwendbar eine spirituelle Haltung, die exzellent Hand in Hand geht mit der Logosynthese.

Deshalb ist es jetzt nicht mehr für mich abwegig, über Spiritualität und Essenz zu sprechen. Die beiden Konzepte existieren für viele, nur nicht offen unter den Namen. Im Grunde geht es auch darum, Lösungen anzubieten, um dem weitverbreiteten Leiden in dieser Gesellschaft, die auf Konsum ausgelegt ist, etwas entgegenzusetzen.

Schon in den 1970er-Jahren erkannte man, dass Achtsamkeitsübungen auch ohne religiösen Hintergrund physische und psychische Leiden lindern können. 1991 ist das Buch von John Kabat-Zinn „Gesund durch Meditation“ in Deutschland erschienen. Darin stellt er das Programm seiner Stressklinik in Massachusetts vor, das in Deutschland unter dem Namen MBSR Eingang in Kliniken gefunden hat. In seinem Bestseller wird zwar nirgends das Wort „Spiritualität“ erwähnt, das letzte Kapitel heißt aber „Pfad der Achtsamkeit“. Pfade oder Wege (wie auch die Logosynthese-Seminare heißen) „entspringen der Vorstellung vom universellen Sein, das chinesisch TAO heißt“.

Jon Kabat-Zinn schreibt, dass sich das Leben bereits selbst lebt, es geschieht, und dass, wer sucht, vom Weg gefunden wird. Er manifestiert sich auf so viele Weisen, wie es Menschen gibt. Und deshalb ist es die Aufgabe jedes Einzelnen, herauszufinden, wie er mit dem Wind der Veränderung segeln kann, bis er erkennt, dass der Weg eigentlich nirgends hinführt, „nur“ ins innerste Sein. Er beklagt, dass im Westen dagegen das Tun lobgepriesen wird, das leider völlig von dem getrennt ist, der tut. Das sind deutlich spirituelle Worte, die jeder, der Yoga oder Meditation praktiziert, früher oder später spürt.

Selbst auf dem Deutschen Suchtkongress 2017 wurde über die positiven Auswirkungen von Meditationen und Achtsamkeits- übungen in der Therapie referiert. In den letzten zehn Jahren sind auch alleine fünf Bücher von Ärzten und Psychotherapeuten mit dem Wort Seele im Titel erschienen: „Was die Seele glücklich macht“, „Die Seele will frei sein“, „Die unbändige Seele“, „Das geheime Leben der Seele“ und „Das kleine Buch der Seele“. Die spirituelle Dimension hat also auch durchaus Eingang in die Medizin gefunden. Zu gerne wird der Fakt aber gerade dort geleugnet, wahrscheinlich auch mit Rücksicht auf die Pharmaindustrie.

Für mich ist Spiritualität jetzt auf jeden Fall mit dem Versuch verbunden, „aufmerksam“ sein zu wollen. René Hug, ein Schweizer Yogalehrer und -ausbilder, sagte im Mai während eines Workshops, er verzichte lieber auf den Begriff „Achtsamkeit“, da er inflationär gebraucht wird und dabei wenig aussagekräftig ist. Das kann ich teilen. So versuche ich, beim Yoga z. B. einfach aufmerksam zu bleiben beim Atmen und bei den exakten Ausführungen der Asanas. Dabei fühle ich mich verbunden mit mir selbst wie beim Laufen, wenn die Gedanken im Einklang mit der Natur kommen und gehen.

Es gibt mittlerweile nicht nur wissenschaftliche Wirksamkeitsbeweise für die wohltuende Wirkung von Yoga und Meditation, sondern auch fürs Laufen und Schreiben. Für Logosynthese werden sie sicherlich noch kommen. In der Schweiz wird schon in Kliniken damit gearbeitet. Alle diese Aktivitäten gehören zu meiner Mission. Und mit ihrer Hilfe kann ich auch andere unterstützen.

Ebenso will ich die Natur mit ihren immer wieder neuen Schöpfungen im Jahreswandel aufmerksam wahrnehmen. In der Natur fühle ich meine Spiritualität sehr deutlich z. B. beim Anblick des ersten gelben Zitronenfalters im Frühling oder von zarten Mohnblumen in ihrer Vergänglichkeit. Auch duftende Zitronenbäume berühren mich immer wieder. Im Grunde verleitet mich die gesamte Vielfalt der Pflanzen immer wieder zum Staunen. In der Verbundenheit mit anderen Menschen spüre ich Spiritualität, nicht nur mit meinem Partner, meinen Töchtern, meiner wunderbaren Enkelin, Freundinnen und Freunden, sondern auch mit vielen anderen Menschen, die mir begegnet sind oder von denen ich etwas gelesen habe, auch wenn sie vielleicht nichts von meiner Verbundenheit spüren.

Zusammengefasst bedeutet die Spiritualität also Verbundenheit mit mir selbst durch das Praktizieren von Aufmerksamkeit und das Spüren von Verbundenheit mit anderen Menschen und der Natur im Allgemeinen. Positives zu wollen und einen Beitrag zu leisten, die Welt, wenn auch nur im ganz Kleinen, ein bisschen besser zu machen, gehören noch dazu. Das heißt in Logosynthese-Worten: Je mehr meine Energie fließt im Kontakt mit meiner Essenz, desto bereichernder bin ich für meine Umwelt.

Last, but not least möchte ich noch meine Freundin Angela Schäpers erwähnen. Ich weiß, dass sie als Schulmedizinerin keinen direkten Bezug zur Essenz hat. Sie hatte aber während meiner Krise als eine von wenigen überhaupt bemerkt, dass ich aus dem Gleichgewicht geraten war. Sie habe mich sonst immer bewundert, wie ich in widrigen Umständen immer tiefes „Vertrauen“ bewiesen hatte, dass sich schon alles fügen werde. Dieses Vertrauen sei mir aber durch die Arbeitsbelastung am falschen Platz komplett abhandengekommen.

Ihre Worte hatten mich aufgerüttelt. Ja, ich hatte eine Krise. Ich weiß zwar, dass das Leben nicht immer schön ist, hatte aber diesmal zu lange ausgehalten, nicht rechtzeitig genug reagiert. Meine Energie war blockiert, ich hatte kurzzeitig den Kontakt zur Essenz verloren, weiß dadurch jetzt aber, dass Spiritualität nichts ist, was ich weiterhin vehement ablehnen, sondern eher noch bewusster praktizieren will.

Vor Kurzem habe ich eine 20-Stunden-Stelle begonnen, die meinen Wünschen entspricht und mir noch Zeit lässt für meine Praxis und die Logosynthese. Von den beiden Bestandteilen des chinesischen Wortes für Krise, nämlich Gefahr und Chance, hat sich wieder einmal die Chance durchgesetzt. Und dafür bin ich dankbar.

Literatur

  • Lammers, Dr. Willem: Kleine Wunder – Die Praxis der Logosynthese®. 2019

Dr. phil. Susanne MahlstedtDr. phil. Susanne Mahlstedt
Heilpraktikerin für Psychotherapie, Autorin, Dozentin an den Paracelsus Schulen, Praxis für integrative Psychotherapie und Coaching, Lübeck

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