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Bachelorarbeit beleuchtet Online-Beratung

208021662Im Rahmen ihres Bachelorstudiums der Soziologie haben Studierende der Universität Innsbruck unter Aufsicht von Professor Christoph Dukat Chancen und Schwächen der Online-Begleitung psychisch stark beanspruchter Menschen durch Heilpraktiker für Psychotherapie untersucht.

Im Vorfeld dieses Projekts sprachen die Studierenden mit dem Präsidiumsmitglied des VUH, Sonja Kohn, und dem Präsidenten des VFP, Dr. Werner Weishaupt. Von ihnen bekamen sie Hintergrundinformationen und die Möglichkeit, sich über die verbandseigenen Newsletter direkt an interessierte Interviewpartner zu wenden.

Die Themenfelder Online-Beratung und Online-Therapie haben vor allem durch die Coronapandemie erheblich an Bedeutung gewonnen. Umso wichtiger ist es für die Anbieter (immer m/w/d), die rechtlichen Grundlagen im Blick zu behalten: Während eine Online- oder Telefonberatung ohne vorheriges persönliches Gespräch zwischen Therapeut und Klient möglich ist, ist für eine Online-Therapie ein persönliches Anamnese-Gespräch die Voraussetzung.

In ihrer Untersuchung ziehen die Studierenden der Universität Innsbruck ein gemischtes Fazit psychologischer Online-Begleitung: Problematisch sei in vielen Fällen – gerade im ländlichen Raum – die mangelhafte digitale Infrastruktur. Bei insbesondere älteren Menschen gebe es häufig noch Defizite in der Nutzungskompetenz neuer Medien. Gegenüber den verbreiteten Plattformen Skype und Zoom bestünden Vorbehalte bezüglich der Datensicherheit – insbesondere in der psychologischen Begleitung ein kritischer Punkt. Und schließ- lich gebe es Klienten und Patienten, für die eine Online-Begleitung schlicht nicht infrage komme, weil sie sich dabei nicht wohlfühlten.

Aus fachlicher Sicht bemängeln Psychologische Berater und Heilpraktiker für Psychotherapie, dass bei Online-Sitzungen die Körpersprache der Klienten und Patienten nur sehr bedingt berücksichtigt werden könne. Etliche Therapeuten stehen insbesondere dem Einsatz tiefenpsychologisch wirkender Methoden im Rahmen einer Online-Sitzung ablehnend gegenüber, weil sich der Patient nicht im geschützten Rahmen der Praxis, sondern in den eigenen vier Wänden, außerhalb der direkten Einflussmöglichkeit des Therapeuten, befindet. Bei Angstpatienten seien bei ausschließlicher Online-Therapie sogar Rückschritte im Behandlungserfolg zu beobachten gewesen, da die Patienten bei lediglich virtueller Begleitung durch einen Therapeuten weniger gut in der Lage gewesen seien, selbst aktiv in ihrem Sinne zu handeln.

Zum Teil wurde sowohl von Patienten als auch von Therapeuten bemängelt, dass die Patient-Therapeut-Beziehung onlinebasiert weniger vertrauensvoll sei. Viele Patienten empfinden eine Online-Sitzung als anstrengender; sie erfordere eine höhere Konzentration.

Unter dem Strich werden Online-Angebote im Bereich der psychologischen Unterstützung als sinnvolle Ergänzung des persönlichen Therapie- beziehungsweise Beratungsangebots eingeschätzt.

Zwar werde dem persönlichen Gespräch der Vorzug gegeben; viele Psychologische Berater und Heilpraktiker für Psychotherapie haben aber ihre Methoden und Vorgehensweisen der Online-Arbeit angepasst.

Gerade bei großer räumlicher Distanz oder fehlender Kinderbetreuung böten OnlineAngebote eine geeignete Alternative zum klassischen Praxistermin.

Edith Pichler          Valentina Tanner
Edith Pichler     Valentina Tanner

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Foto: ©M.Dörr & M.Frommherz