Petition mit Diskriminierung der Heilpraktiker für Psychotherapie
Die Psychologische Psychotherapeutin Rammiya Gottschalk hat über die Plattform „WeAct“ des Vereins „Change.org“ eine Petition gestartet, die an Bundesgesundheitsminister Lauterbach gerichtet ist und in der dringlich mehr Kassensitze für approbierte Therapeut:innen gefordert werden. So weit so gut. Nur hat Frau Gottschalk in ihre Begründung einen Satz eingebaut, der alle Heilpraktiker:innen für Psychotherapie diskriminiert und verdächtigt, dass sie und ihr Tun massive negative Folgen für die sie aufsuchenden Patient:innen hat „bis hin zur Lebensgefahr“.
Das können und wollen wir so nicht stehen lassen und haben die Petentin gestern aufgefordert, diese unbewiesene Behauptung zurückzunehmen. Wir haben ihr geschrieben:
Betreff: Bemerkung über die Heilpraktiker für Psychotherapie in Ihrer Petition
Sehr geehrte Frau Gottschalk,
als Präsident des VFP e.V. (www.vfp.de), mit bundesweit über 7.500 aktiv tätigen Heilpraktikern für Psychotherapie der größte Berufsverband für diese Berufsgruppe, die insgesamt rund 16.000 Kolleg:innen umfasst, bin ich von vielen Mitgliedern alarmiert worden über folgende Aussage in Ihrer Petition: “Ich fordere deshalb mehr Kassensitze für Psychotherapeut:innen und eine Reform der Kassensitzvergabe, damit mehr Patient:innen schneller Hilfe bekommen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie durch Heilpraktiker:innen oder Coaching falsch behandelt werden oder gar nicht behandelt werden - mit gravierenden Folgen bis hin zur Lebensgefahr.“
Wir verstehen Ihr Anliegen an Minister Lauterbach, können es aber nicht unterstützen, wenn Sie uns im gleichen Atemzug in dieser Weise diskriminieren. Wie kommen Sie zu der Behauptung, dass Patient:innen, die eine Psychotherapie benötigen, durch Heilraktiker:innen falsch behandelt würden oder dort nur Coaching bekämen? Und auf welche Daten und Fakten stützen Sie diese Behauptung und die noch weitergehende über die “gravierenden Folgen bis hin zur Lebensgefahr“?
Die Zahlen der Berufshaftpflichtversicherungsgesellschaften, die wir zu Schadensfällen durch Heilpraktiker für Psychotherapie befragt haben, geben das auf keinen Fall her - im Gegenteil: die Prämienhöhe wurde in den letzten 20 Jahren nicht erhöht, was natürlich der Fall gewesen wäre, wenn es durch unsere Kolleg:innen gravierende Folgen oder sogar Todesfälle gegeben hätte.
Zudem stimmt das in vielen Medien vermittelte Bild über unseren Beruf und die tatsächliche Qualifikation unserer Kolleg:innen in vieler Hinsicht nicht. Da wird nur auf den notwendigen “Hauptschulabschluss“ und die angeblich leichte Prüfung abgehoben, i.d.R. aber unterschlagen, dass das Prüfungsniveau in den letzten 5 Jahren ganz erheblich angehoben worden ist und u.a. auch voraussetzt, dass man das Erlernen eines anerkannten Therapieverfahrens nachweisen muss und die Fähigkeit, Patient:innen entsprechend der gestellten Diagnose auch psychotherapeutisch zu behandeln.
Ebenso wird in diesen Medien verschwiegen, dass jeder Diplompsychologe, der nicht nur beratend, sondern therapeutisch tätig werden will, ebenfalls die Heilpraktikerprüfung ablegen muss und dass es in Deutschland einige tausend Heilpraktiker-Kolleg:innen gibt, die das “Europäische Zertifikat für Psychotherapie“ erworben haben, das vom Ausbildungsumfang durchaus vergleichbar ist dem Weg bis zur Approbation.
Ich denke, dass diese wenigen Hinweise ausreichen, um Sie zu einer anderen Beurteilung der Heilpraktiker:innen für Psychotherapie zu bringen und die oben angesprochene Formulierung in Ihrer Petition zu streichen oder so zu ändern, dass sie den Tatsachen entspricht.
Darüber hinaus stehe ich Ihnen für weitere Informationen gerne zur Verfügung.
Freundliche Grüße
Dr. Werner Weishaupt
Stand 16.02.2023